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Ist IBM watsonx Assistant für Z die Mainframe-KI, die wir brauchen?  

05. 09. 2025
Overview

Lernen Sie den IBM watsonx Assistant für Z kennen: Die neuesten Features, seinen Wert für Mainframe-Operations und seine Rolle bei der Modernisierung. Erfahren Sie mehr in diesem Blog.

Als IBM zum ersten Mal den watsonx Assistant für Z vorstellte, wurden Mainframe-Experten weltweit hellhörig. Endlich gab es generative KI auch auf unserem geliebten Big Iron! Aber als jemand, der seine Laufbahn mit der COBOL-Programmierung begonnen hat und heute Kunden bei der Modernisierung ihrer Mainframe-Umgebungen hilft, habe ich gelernt, diese glänzenden neuen Tools sowohl mit Begeisterung, aber eben auch mit einer gesunden Skepsis zu betrachten. 

Und genau diese Brille habe ich bei der Bewertung des Tools aufgesetzt. Nachdem ich dessen Entwicklung seit dem initialen Release verfolgt und es bereits mehrfach live gesehen und ausprobiert habe, werde ich hier meine ungeschönten Gedanken darüber teilen. Bedeutet: Was funktioniert, was nicht und wo dieses Tool wirklich hilft. 

Kurze Auffrischung: Was ist der watsonx Assistant für Z? 

Ich baue auf dem auf, was mein Kollege Tomo Mašić in seinem kürzlichen Blogpost fachkundig dargestellt hat. Stellen Sie sich den watsonx Assistant for Z als Ihren KI-gestützten Mainframe-Mentor vor. Ein Mentor, der jedes IBM Z-Handbuch, Redbook und jede jemals geschriebene Dokumentation bereits kennt und sich perfekt gemerkt hat. 

Das Tool hat zwei Kernfunktionen: 

1. Wissen zum Greifen nah 
Fragen Sie alles über Mainframe-Operations, und der watsonx Assistant for Z greift mittels Retrieval-Augmented Generation (RAG) auf die riesige Wissensbasis von IBM zurück. Und das Beste: Sie können ihm sogar Ihre eigene Dokumentation füttern! Mit dieser „Bring Your Own Documentation“-Funktion wird der watsonx Assistant for Z von einem generischen Assistenten zu einem Tool, das IHRE Umgebung versteht. 

2. Intelligente Automatisierung 
Basierend auf IBMs watsonx Orchestrate-Plattform kann der watsonx Assistant for Z automatisierte Aufgaben empfehlen und ausführen. Importieren Sie Ihre bestehenden Ansible-Playbooks oder z/OSMF-Skripte, und der watsonx Assistant for Z wird zu Ihrem Automatisierungs-Orchestrator. 

Was ist neu seit Januar?

(Die Updates, die wirklich zählen ) 

Das Entwicklungstempo war durchaus beeindruckend. Seit Tomos Blog im Januar hat IBM einige neue wirklich hilfreiche Features ausgerollt: 

Mehrsprachiger Support (Juni 2025, v2.2.5) 
Der watsonx Assistant for Z spricht jetzt Japanisch, Französisch, Portugiesisch, Italienisch und Deutsch. Für globale Organisationen ist das toll – stellen Sie sich vor, Ihr Team in Rom bekommt Mainframe-Beratung auf Italienisch, während Ihr Münchner Büro auf Deutsch arbeitet. 
Und ja, Kroatisch fehlt immer noch, aber ich bin sicher, IBM arbeitet daran, noch mehr Sprachen zu unterstützen. 

Linux on Z Support (März 2025, v2.2) 
Sie können den watsonx Assistant for Z jetzt direkt auf Linux on IBM Z ausführen (ja, mit der s390x-Architektur!). 
Obwohl dieses hybride Deployment-Modell immer noch auf x86 für die LLMs angewiesen ist (da es noch keine Spyre Card gibt), ist es ein Schritt näher an Ihren Mainframe-Workloads. 

Verbessertes RAG mit strukturierten Metadaten (Juli 2025, v2.2.6) 
Hier wird es nun etwas technischer, aber keine Sorge, nicht für lang: 
Durch eine neue, strukturierte Metadaten-Ingestion werden Abstracts und Mind-Maps für Dokumente erstellt. Damit wird dramatisch verbessert, wie der watsonx Assistant for Z Informationen findet und bewertet. 
Übersetzung: Bessere, relevantere Antworten. 

Operational Insights Integration (December 2024, v2.1 and March 2025, v2.2) 
Durch die Integration mit OMEGAMON kann der watsonx Assistant for Z Ihnen jetzt Auskunft über Ihre LPAR-Gesundheit geben, CPU-Fresser identifizieren und Db2-Buffer-Pool-Probleme aufdecken. Er wird also immer weniger nur zu einem Dokumentations-Assistenten und immer mehr zu einem operativen Kommandozentrum.   

watsonx assistant for Z coding the future

Meine ehrliche Einschätzung: Wo der watsonx Assistant for Z wirklich hilft  

1. Die Onboarding-Revolution
Hier glänzt der watsonx Assistant for Z wirklich. Ich habe Junior-Entwickler dabei beobachtet, wie sie wochenlang Probleme damit hatten, grundlegende Mainframe-Konzepte zu verstehen, die erfahrene Kollegen für selbstverständlich halten (waren wir nicht alle mal an diesem Punkt?). Der watsonx Assistant for Z ändert das gänzlich. 

Statt durch veraltete PDFs zu stöbern oder alle fünf Minuten diesen einen verbliebenen z/OS-Experten zu belästigen, können neue Teammitglieder natürliche Gespräche über diese Konzepte führen. Auf „Wie allokiere ich ein Dataset mit spezifischen DCB-Parametern?“ bekomme ich eine kontextuelle Antwort, inklusive den Namenskonventionen Ihrer Organisation

2. Wissensdemokratisierung 
Wir alle kennen diesen einen Sysprog, der schon gefühlt ewig da ist und fast alles weiß. Mit dem watsonx Assistant for Z kann man dieses Wissen erfassen, bevor solche Leute in Rente gehen. Laden Sie deren Dokumentation, Verfahren und Best Practices hoch und plötzlich ist deren Expertise für alle verfügbar – 24/7! 

3. Der Automatisierungs-Sweet-Spot 
Müssen Sie eine CICS-Region überprüfen? Einen schnellen JES2-Gesundheitscheck durchführen? Eine gestoppte Task starten? Diese alltäglichen Operationen werden jetzt konversationell, statt dass Sie sich an kryptische Befehle erinnern müssen. Besonders für neue Mainframer eine Vereinfachung. 

Der Realitäts-Check: Wo es noch hapert

Natürlich hat der watsonx Assistant for Z auch noch einige Schwächen: 

1. Das Kontext-Problem 
Obwohl der watsonx Assistant for Z durch die RAG-Funktion sehr viel über Mainframes im Allgemeinen weiß, versteht das Tool IHREN Mainframe natürlich nicht wirklich.  
Ja, Sie können Ihre eigene Dokumentation hochladen, aber der Assistant kann nicht zwischen den Zeilen lesen, wie es ein erfahrener Mainframer könnte. Der Assistant weiß nicht, dass Ihre Disaster-Recovery-Verfahren veraltet sind, oder dass der „Standard“-Weg, etwas zu tun, für Ihre spezifische LPAR-Konfiguration nicht funktioniert. 

2. Komplexe Problemlösung 
Wenn Ihre IMS-Datenbank um 2 Uhr morgens korrupt ist und sich die Transaktionen stauen, brauchen Sie jemanden, der über den Tellerrand hinausdenken, scheinbar unzusammenhängende Symptome korrelieren und unter Druck Entscheidungen treffen kann. Der watsonx Assistant for Z ist definitiv großartig für Standardverfahren, aber Krisenmanagement braucht immer noch Ihre menschlichen Experten. 

3. Die Lernkurve 
Effektive Skills und Automatisierungen zu erstellen ist nicht trivial. Sie müssen sowohl die technischen Aspekte verstehen als auch wissen, wie Sie Workflows so strukturieren, dass sie konversationell Sinn ergeben. Viele Unternehmen werden dedizierte Ressourcen brauchen, um watsonx Assistant for Z sinnvoll aufzubauen und zu pflegen. Falls Ihre Organisation dabei Unterstützung benötigt, helfen wir von CROZ gerne: Wir haben ein Kickstart-Paket entwickelt, mit dem wir Sie schneller aufs Pferd heben und so das Potenzial Ihrer Installation maximieren. 

Wo watsonx Assistant for Z geschäftlich Sinn ergibt 

Nachdem ich nun schon einige Umgebungen gesehen habe, sind das meine Empfehlungen, worauf Sie sich mit dem watsonx Assistant for Z zunächst fokussieren sollten: 

Level 1 Operations Center
Das passt wirklich perfekt! Die meisten L1-Aufgaben sind prozedural und gut dokumentiert. Der watsonx Assistant for Z kann Routine-Aufgaben perfekt handhaben, während komplexere Probleme an erfahrene Mitarbeiter eskaliert werden. 

Entwicklungsteams mit gemischtem Erfahrungslevel 
Wenn erfahrene Mainframer zusammen mit neueren Entwicklern in einem Team arbeiten, kann der watsonx Assistant for Z zu einer Brücke werden, sodass die Junior-Kollegen sinnvolle Beiträge liefern können, ohne dass sie dauerhaftes Mentoring benötigen. 

Organisationen mit Compliance-Anforderungen 
Der Audit-Trail und die konsistenten Verfahren, die der watsonx Assistant for Z bietet, sind perfekt für regulierte Branchen. Jede Aktion wird geloggt; jedes Verfahren wird exakt befolgt. 

Die harte Wahrheit: Was der Assistant nicht kann 

Der watsonx Assistant for Z ist beeindruckend, aber er ist nicht magisch. Er wird nicht: 

  • Ihren fundamentalen Fachkräftemangel über Nacht lösen
  • Die Notwendigkeit für Mainframe-Expertise in Ihrer Organisation ersetzen
  • Edge Cases und Custom-Konfigurationen ohne erhebliches Setup handhaben 
  • Strategische architektonische Entscheidungen für Sie treffen 

Stellen Sie sich den Assistant wie einen extrem fähigen Praktikanten vor, der jedes Handbuch auswendig gelernt hat, aber eben noch keine Praxiserfahrung und kein Urteilsvermögen besitzt (zumindest noch nicht). 
Eine Anmerkung zum Preis: Wie erwartet ist der watsonx Assistant for Z eine erhebliche Investition. Deshalb würden wir Ihnen empfehlen, ihn in Ihr Enterprise License Agreement (ELA) einzubeziehen. 

Ausblick: Die Agenten-Revolution 

Leider können wir hierüber noch nicht im Detail sprechen, aber IBM hat angedeutet, dass wir sehr bald native Z-Agenten mit dem watsonx Assistant for Z haben werden. 

Die aktuellen Automatisierungsfähigkeiten (Skills) sind stark eingeschränkt: Sie hängen vollständig von bereits existierenden Ansible-Skripten oder z/OSMF-Workflows ab. Das erzeugt eine Barriere für Organisationen, die gerade ihre Automatisierungs-Reise beginnen: Diese müssen zuerst die zugrundeliegenden Skripte/Workflows bauen, bevor Sie überhaupt die Automatisierungs-Features des watsonx Assistant for Z nutzen können. 
Und für Teams mit bereits etablierter Automatisierung bietet das Ummanteln dieser bestehenden Skripte in ein konversationelles Interface nur begrenzten zusätzlichen Wert. 

Agenten stellen einen fundamentalen Wandel in diesem Paradigma dar: Stellen Sie sich KI-Agenten vor, die nativ mit Ihren Mainframe-Systemen interagieren können und nicht nur Anweisungen für Menschen bereitstellen. Das ist potenziell transformational und wir werden bald mehr darüber erfahren. 

Fazit 

IBM watsonx Assistant für Z ist nicht revolutionär, aber er ist definitiv nützlich – besonders wenn Sie ihn durchdacht implementieren. Er wird Ihre Mainframe-Experten nicht ersetzen, aber er wird sie effektiver machen und helfen, den Skill-Mangel zu überbrücken, der viele von uns nachts wachhält. 

Für Organisationen, die es mit der Mainframe-Modernisierung ernst meinen, ist der watsonx Assistant for Z eine solide Investition in operative Effizienz und Wissensmanagement. Erwarten Sie nur keine Wunder, sondern vielmehr einen wirklich schlauen Assistenten, der immer besser wird, je mehr Sie ihm beibringen. 

Der Mainframe wird so schnell nicht verschwinden, aber die Art, wie wir mit ihm interagieren, entwickelt sich definitiv weiter. Der watsonx Assistant for Z ist ein bedeutsamer Schritt in dieser Evolution, auch wenn es nicht das Endziel ist. 

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