Die Virtualisierungslandschaft hat sich grundlegend verändert, nachdem Broadcom VMware übernommen und das gesamte Lizenzmodell neu ausgerichtet hat.
Perpetual-Lizenzen wurden abgeschafft, Subscriptions zur Pflicht, Bundles reduziert und individuelle Konfigurationen ausgeschlossen. Viele Unternehmen sahen sich mit massiv steigenden Kosten konfrontiert – in einigen Fällen um mehrere Hundert Prozent.
Plötzlich beschäftigten sich Organisationen, die einen Ausstieg aus VMware nie in Erwägung gezogen hatten, aktiv mit Alternativen. Für CROZ wurde dieses Thema schnell zu einem zentralen strategischen Schwerpunkt – denn als BizTech-Beratungsunternehmen ist es unser Anspruch, stabile, flexible und wirtschaftlich nachhaltige Plattformen zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern um Kostenwahrheit, Zukunftsfähigkeit und den Geschäftsmehrwert der Plattformen. Die Plattform, die sich für uns als am vielversprechendsten erwies (und das bis heute bleibt), ist OpenShift Virtualization.

Dieser Artikel bildet den Auftakt zu einer neuen Serie, in der wir unsere Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre teilen. In den kommenden Beiträgen betrachten wir technische und geschäftliche Aspekte des Wechsels von VMware zu OpenShift Virtualization – und warum Sie diesen Schritt prüfen sollten.
Wie alles begann
Vor zwei Jahren nahmen wir an der Red Hat One teil, bei der der CTO erklärte, dass die Broadcom-Übernahme von VMware ein „einmaliges Jahrzehntfenster“ für Marktveränderungen öffnen würde. Daraufhin begannen wir, OpenShift Virtualization als echte Alternative zu VMware intensiv zu untersuchen.
Nach unserer Rückkehr starteten wir zwei parallele Workstreams – einen technischen und einen geschäftlichen:
- Das technische Team analysierte die Technologie, führte Performance-Tests durch und bewertete das Gesamtkonzept.
- Der Vertrieb sprach mit sämtlichen Kunden, die VMware nutzen, um zu verstehen, wie stark sie die Lizenzänderungen treffen, wie besorgt sie sind und ob Alternativen geprüft werden.
Parallel analysierten unsere Engineering Manager die Total Cost of Ownership sowie die Lizenzkosten im direkten Vergleich von VMware und OpenShift Virtualization.
Technischer Stream
Unser technisches Team setzte eine umfangreiche Sandbox-Umgebung auf, in der VMware und OpenShift Virtualization in über 20 Kategorien verglichen wurden – darunter Snapshots, Backup und Restore, RBAC, Disaster Recovery, Netzwerkfunktionen, Load Balancing und Hochverfügbarkeit, Ressourcenmonitoring und vieles mehr.
Das Ziel: zu verstehen, welche Plattform in welcher Kategorie was bietet, welche Features integriert sind und wie komplex die Implementierung jeweils ist.
Das Ergebnis war ein detailliertes Dokument mit über 20 Seiten. Die finale Vergleichstabelle zeigte klar: VMware liegt in den meisten Kategorien vorne.
Die Performance-Benchmarks ergaben, dass OpenShift Virtualization etwas langsamer als VMware ist, der Unterschied jedoch gering ausfällt – für die meisten Workloads praktisch irrelevant.

Abbildung 1 Vergleich VMware vs. OpenShift Virtualization
Betriebswirtschaftlicher Stream
Die Analyse ergab, dass die neuen VMware-Lizenzmodelle viele Kunden erheblich belasten – mit deutlichen Bedenken hinsichtlich künftiger Kosten und Support.
Organisationen suchen daher aktiv nach Wegen, ihren VMware-Footprint zu reduzieren und Risiken zu minimieren.
Gleichzeitig zieht sich ein gemeinsamer Zweifel durch alle Gespräche: VMware gilt weiterhin als etablierter Standard, und derzeit erkennen viele noch keinen vollwertigen 1:1-Ersatz mit derselben Funktionsbreite und Zuverlässigkeit. Die Folge: ein vorsichtiger Markt, in dem schrittweise Veränderungen anstatt vollumfänglichen Migrationen bevorzugt werden.
Auch aus Kostensicht gibt es kein ideales Szenario. OpenShift-Subscriptions sind zwar günstiger als VMware-Lizenzen, aber die Einsparungen sind oft weniger ausgeprägt, insbesondere wenn Unternehmen nicht konsequent auf Containerisierung setzen. Zudem erfordern die unterschiedlichen Architekturmodelle häufig Investitionen in Infrastruktur, und Migrationen sind komplexe Projekte, die zusätzliches Enablement der Teams verlangen. Kurz gesagt: Der ROI stellt sich nicht immer schnell ein – und für manche ist er möglicherweise nicht überzeugend genug für eine umfassende Transition.
Vorübergehendes Zwischenfazit (vor zwei Jahren / 2023)
OpenShift Virtualization bot großes Potenzial – insbesondere, weil die Lösung integraler Bestandteil von OpenShift ist, dem weltweit führenden Hybrid-Cloud-Management für Container-Anwendungen. Die Möglichkeit, Container und virtuelle Maschinen auf einer einzigen Plattform zu betreiben, ist äußerst attraktiv – vor allem dank bewährter Technologien wie KVM und KubeVirt.
Allerdings war OpenShift Virtualization damals noch kein vollständiger Ersatz für VMware, das im klassischen Virtualisierungsmarkt weiterhin der Maßstab bleibt.

Eine besonders attraktive Option ergab sich jedoch für Organisationen, die OpenShift bereits einsetzen oder eine modernisierungsorientierte Containerstrategie verfolgen.
OpenShift auf Bare Metal zu betreiben ist ein hervorragender langfristiger Ansatz:
Er ermöglicht kritische Container-Workloads ohne Hypervisor-Overhead und gleichzeitig den Betrieb bestehender VMs, die schrittweise modernisiert werden können. So können Unternehmen Modernisierung im eigenen Tempo gestalten – abgestimmt auf geschäftliche Prioritäten, statt unter hohem Migrationsdruck riskante Big-Bang-Migrationen anzugehen.
Durch diese Konsolidierung reduziert sich der VMware-Footprint automatisch, während bestehende Investitionen besser genutzt und Weichen für die Zukunft gestellt werden.
RedHat closing technical gap with VMware – impressive at least.
Unsere Einschätzung zu OpenShift auf Bare Metal basiert auf umfangreicher Praxiserfahrung. In den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche technische Assessments durchgeführt und Kunden bei Migrationsprojekten begleitet – darunter auch bei der A1-Migration zu OpenShift auf Bare Metal.
Gleichzeitig verfolgen wir aufmerksam die Weiterentwicklung von OpenShift Virtualization. Die Geschwindigkeit und Qualität, mit der Red Hat die technische Lücke zu VMware schließt, ist bemerkenswert. Dies zeigt sich nicht nur bei der Funktionsparität, sondern auch im raschen Wachstum des Ökosystems, da immer mehr ISVs OpenShift Virtualization in kritischen Bereichen unterstützen (siehe Abbildung).

Abbildung 2 OpenShift virtualization eco system
Ein strategisch kluger Schritt war zudem die Einführung der OpenShift Virtualization Engine – einer dedizierten Edition, die ausschließlich auf das Management von VM-Workloads ausgelegt ist. Dieses Angebot richtet sich an Kunden, die einen kostengünstigen Hypervisor benötigen, nicht jedoch die gesamte Containerplattform. Mit 92 % geringeren Kosten gegenüber dem vollständigen OpenShift Container Platform Stack auf Bare Metal hat dieses Modell die wirtschaftliche Ausgangslage für VMware-Ablösestrategien grundlegend verändert.
Mit wachsender Erfahrung und zunehmendem Vertrauen in OpenShift Virtualization begannen wir, Kunden aktiv bei den ersten VM-Migrationen zu unterstützen.
Besonders stolz sind wir auf Projekte, bei denen unsere Senior Solution Architects gemeinsam mit Red Hat Consulting große Telko- und Tech-Unternehmen in Frankreich und Deutschland unterstützt haben – Migrationen von mehreren Tausend VMs auf zukunftssichere Plattformen.
In kommenden Blogartikeln werden wir weitere technische Details, Projekterfahrungen und Empfehlungen teilen.
Blick auf die Gegenwart
Aus heutiger Sicht lässt sich klar sagen: OpenShift Virtualization steigt in der Marktposition deutlich auf. Wir sehen die Plattform perspektivisch im obersten rechten Quadranten des Gartner Magic Quadrant für Virtualisierungslösungen.
Natürlich gilt: Virtualisierungs-Migrationen bleiben anspruchsvolle Großprojekte.
Sie erfordern sorgfältige Planung, genaue Kenntnis der Workloads und Infrastruktur sowie eine enge Abstimmung zwischen Operations und Engineering. Diese Transformation muss aus technischer wie geschäftlicher Perspektive betrachtet werden – und stets mit langfristigem Horizont.
Nach dem Prinzip „eat your own dog food“ haben wir bei CROZ selbst vollständig auf OpenShift Virtualization migriert – ein deutliches Zeichen unseres Vertrauens in die Plattform.
Wie bereits erwähnt, startet mit diesem Beitrag unsere neue Serie, in der wir Erfahrungen, technische und geschäftliche Erkenntnisse sowie konkrete Empfehlungen teilen:
- Einführung in OpenShift Virtualization
- Warum wir uns von VMware lösen
- Planung einer VMware-Takeout-Strategie
- Migrationen in der Praxis: Unsere Lessons Learned!
- Was als Nächstes kommt: Let’s tame the uncharted!
Stay tuned!
Falls Sie Fragen haben, sind wir nur einen Klick entfernt.